Der FC Bayern als „Feindbild“

Dem Verein als der mit Abstand erfolgreichsten deutschen Vereinsmannschaft schlägt zuweilen auch unverhüllter Hass und Neid entgegen. Fast sprichwörtlich ist der sogenannte „Bayern-Dusel“ für überraschende Spielwendungen und Siegtore in den letzten Spielminuten. Im übertragenen Sinne wird der Begriff auch bei anderen Sportarten und Mannschaften verwendet[50] und beim zeitweiligen Ausbleiben[51] genauso thematisiert.

Als Hintergrund wird zum einen die Natur des Fußballsports genannt, in dem Siege eigentlich überlegener Mannschaften oft knapper und dramatischer als in anderen Sportarten ausfallen.[52][53] Verantwortlichen, Spielern und Fans des FC Bayern München zufolge sind späte Tore und Siege kein „Glück“, sondern das Resultat von Nervenstärke, Kondition und Erfahrung.[54]

Regelmäßig wird dem Verein vorgeworfen, sein Erfolg basiere großteils auch auf der gezielten Schwächung von Ligakonkurrenten durch die Abwerbung ihrer größten Leistungsträger. So erklärte im Februar 2014 Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke entgegen früherer Äußerungen[55], der FC Bayern hätte es sich zum Ziel gesetzt, den BVB zu „zerstören“ und als Konkurrenten dauerhaft auszuschalten. Seine Aussagen wurden in der Fanszene kontrovers diskutiert.[56][57] Ähnlich äußerte sich der Aufsichtsratsvorsitzende des Basketballvereins ALBA BerlinAxel Schweitzer, als der FC Bayern mittels „abstruser Gehälter“ gleich vier Spieler gleichzeitig zum Wechsel von ALBA zu den Bayern bewog.[58] Tatsächlich räumte Präsident Uli Hoeneß ein, dass das Motiv der Gegnerschwächung bei Spielertransfers in der Vergangenheit gelegentlich eine Rolle gespielt habe. So sei im Jahr 2007 der damalige Aachener Spieler Jan Schlaudraff nur deshalb gekauft worden, um dem mitbietenden Konkurrenten Werder Bremen „eins auszuwischen“ und um „zu zeigen, dass niemand den Bayern das Wasser reichen könne“.[59]

Realen Zündstoff für das Feindbild liefern auch die Affären der Steuerhinterziehung des Präsidenten Uli Hoeneß und das strafbare Zollvergehen des Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge 2013, sowie die Kirch-Affäre 2003.[60] Dass sich in einer Aktiengesellschaft in Deutschland ein derart belastetes Leitungsduo (Präsident und Vorstandsvorsitzender) halten kann, löste in der Öffentlichkeit und den Medien Verwunderung aus. So hat die Vereinigung der Aufsichtsräte in Deutschland Hoeneß wegen „Zweifels am persönlichen Finanzgebaren“ zum Rücktritt aufgefordert; sein „Festhalten am Mandat schädige das Ansehen des Berufstands Aufsichtsrat“[61], ebenso forderte Edda Müller, die Vorsitzende von Transparency International Deutschland, seinen Rücktritt von allen Ämtern.[62]

Von mehreren Musikgruppen wurden Schmählieder gegen den FC Bayern München geschrieben. Norbert und die Feiglinge Bayern hat verloren (1995) (später von denSchröders 2001[63] und den Original Deutschmachern 2000 gesungen). Die Original Deutschmacher sangen auch das Lied Who the Fuck is Bayern nach Who the Fuck is Alicevon Gompie. Ein bekannter deutscher Fangesang – vorgetragen nach der Melodie des Beatles-Songs Yellow Submarine – ist Zieht den Bayern die Lederhosen aus, auch auf Schallplatte als Lied von Heinz Werner Schneider. Ferner interpretierte Ingo Appelt das Lied Du bist ein Hoeness, das den Namen des langjährigen Bayern-Managers als Schimpfwort bezeichnet.

Eine besondere Rolle nehmen hierbei die Toten Hosen ein, deren Schmählied Bayern zu den erfolgreichsten gehört.[64] Campino, der Sänger der Toten Hosen, äußerte sich später dazu wie folgt: „Man kann mit Bayern München nur ordentlich als Feind umgehen, wenn man unsachlich bleibt. Sobald man sich an Fakten hält, wird es schwierig. Zu Zeiten der Nazis etwa hat der FC Bayern vielleicht die beste Rolle aller deutschen Fußballklubs gespielt. Hier wurden jüdische Mitglieder noch geschützt, als sie woanders längst ausgeschlossen waren. Außerdem weiß ich von Didi Hamann und Markus Babbel, wie ernst Uli Hoeneß seine soziale Verantwortung den Spielern gegenüber nimmt.“[65]